Drachensee by Eric Van Lustbader

Autor:Eric Van Lustbader [Lustbader, Eric Van]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: LuL.to
veröffentlicht: 2015-11-28T16:00:00+00:00

DRITTER TEIL

* * *

Syrinx

ZEHNTES KAPITEL

WEISSER LOTOS

Im Gegensatz zu den in der Wüste üblichen provisorischen Stätten war Mas’jahan eine Festung. Die heißen, braunschwarzen Sandsteinwälle, überragt von waffenstarrenden Zinnen einer Zitadelle, die sich in ständigem Alarmzustand befand, versprachen dem Blick des müden Reisenden Asyl. Für die große Mehrheit derjenigen, die die beeindruckenden Stadttore passierten und zumindest in anderen Teilen der Welt als Kriminelle galten, traf dieser Begriff zweifellos zu. Der heilige Mahatsin’jo, ein grimmig dreinblickender Löwe mit gefiederten Flügeln eines Phönix, war der Schutzengel aller, die unter seinen wohlwollenden Fittichen lebten.

Mas’jahan lag im äußersten nordwestlichen Winkel der Mu’ad-Wüste. Selbst für diesen Teil der Großen Wüste war es ein unwirtlicher Landstrich, gekennzeichnet durch seltsam dunklen Sandstein, den einzig die Katechisten zu bearbeiten wußten. Aber über den Wällen der Festung sah man den Berg Sin’hai aufragen, dessen Gipfel ständig durch düstere Wolken und schwere Eisstürme verschleiert war. Gelegentlich erhellten rötliche Blitze diese Wolken, und die Einwohner von Mas’jahan hoben die Köpfe, um sie anzustarren, und der Boden unter ihren Füßen erzitterte, als ob er gequält aufstöhnen würde. Die Fianarantsoa erzählten ihren Mitbürgern, daß diese nicht eben seltenen Erdbeben ein sichtbares Zeichen dafür waren, daß Zarathus tatsächlich unter ihnen weilte, wenn er über den schneebedeckten Gipfel des Berges Sin’hai schritt, ein geheiligter Ort für seine Meditation.

Die Legende behauptete, daß in der Nähe des Fußes der blauschwarzen Flanke des Berges Sin’hai das uralte Land Syrinx lag. Aber keiner der Einwohner von Mas’jahan hatte es je riskiert, dorthin aufzubrechen, oder es war zumindest keiner zurückgekehrt, um von seinen Erfahrungen zu berichten.

Dies alles war Moichi von den Mitgliedern der Fianarantsoa in jenem Gespräch vor der Morgendämmerung erzählt worden, das Sardonyx ihrem Versprechen getreu für ihn arrangiert hatte. Während sie Brocken von ungesäuertem Brot abbissen und sich getrocknete Datteln in den Mund stopften, unterrichteten sie Moichi über die Dogmen der Katechisten, nicht aber über die ekstatischen Praktiken ihrer Religion, die noch nicht für einen Ungläubigen wie Moichi bestimmt waren. Was Dujuk’kan und das Makkon betraf, hatten sie keine Ahnung und keine Ratschläge parat. Sie hatten sich vierzig Tage und Nächte in der Mu’ad-Wüste aufgehalten, so wie es der lebende Gott Zarathus von ihnen verlangte. Angesichts der jüngsten Ereignisse in Mas’jahan waren sie taub, stumm und blind. Dessen ungeachtet schenkten sie Moichi einen prachtvollen Stoßdolch mit doppelter Klinge aus fast schwarzem Damaszener-Stahl, einer mit Gold verzierten Schutzvorrichtung aus Bronze und einem geschnitzten Griff aus Mahagoni.

»Ich habe nicht gedacht, daß sie dir helfen werden«, hatte Sardonyx fröhlich angemerkt.

»Wie kannst du so etwas sagen?« hatte Moichi gefragt. »In Mas’jahan werde ich Hilfe brauchen.«

»Und du wirst sie erhalten«, hatte sie ihm mit so großer Überzeugung geantwortet, daß ihm nichts anders übrigblieb, als ihr zu glauben.

Die Stadtansicht von Mas’jahan war gewaltig, und ihr Ruf verstärkte zweifellos noch diesen Eindruck. Keinem Volk war es je gelungen, einen Gefangenen mit diplomatischen Mitteln aus dieser Hochburg der Katechisten zu befreien, und es war auch niemand töricht genug gewesen, es gewaltsam zu versuchen. »Gott hat ihn zu uns geführt«, pflegten die Katechisten zu sagen. »Früher oder später wird er den Weg zu ihm finden.

Download

Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.